Vor kurzem habe ich am Modul 2 der Ausbildung zur trans*-Beratenden der DGTI e.V teilgenommen. Ich war vorher ganz schön aufgeregt. Und dann war es so toll! Allerdings war ich am Tag danach erstmal so kaputt, dass ich nicht viel gemacht habe. Heute habe ich zum ersten Mal seit längerer Zeit das Gefühl, ich möchte und kann mal wieder was schreiben! Also fix an den Rechner und ein Stündchen bloggen. 😎
Mein kunterbuntes Wochenende
Die Hinreise begann damit, dass ich in Schwerte auf meine Mitfahrgelegenheit traf und eine weitere mitreisende Person. Wir haben schnell gemerkt, dass es zwischen uns gut passt und hatten schon auf der Fahrt viel Spaß! Ich fand es auch total angenehm, jetzt schon zwei Menschen zu kennen, das gab mir viel Sicherheit. Denn die Vorstellung, so viele neue Menschen an einem neuen Ort zu treffen, die hat mich doch ziemlich aufgeregt gemacht.
Als wir am Tagungsort Ebernburg ankamen, war ich begeistert. Die Burg thront, wie es sich gehört, eindrucksvoll auf einem Hügel. Die Sonne strahlte und das Laub der Weinberge schillerte in bunten Farben. Auch der Ausblick auf den Rotenfels war spektakulär. Die Zimmer waren klein, aber fein, und auch essenstechnisch wurden wir bestens versorgt.
Weitere Menschen trafen nach und nach ein. Es war eine richtig bunte Mischung und ich fand und finde das unglaublich bereichernd. Die gesamte Atmosphäre war geprägt von Respekt und Toleranz, und auch durch Neugierde, neue Dinge und neue Menschen kennenzulernen.
Ich muss zugeben, aufgrund meiner Sozialisierung machte es mir durchaus einen Knoten im Hirn, wenn sich eine Person, die ich früher als männlich „einsortiert“ hätte, mit einem weiblichen Vornamen vorstellte. Auch die Vermeidung von Pronomen fällt mir nicht immer leicht. Ich denke mir dann: „Hey, das ist ja interessant! Da habe ich ja noch eine Schublade/einen Glaubenssatz/eine Blockade gefunden!“ Es ist normal, dass ich Vorurteile habe, aber ich möchte sie nicht (mehr) ungefragt hinnehmen und meine Wahrnehmung von ihnen bestimmen lassen. Ich hinterfrage, warum ich so denke und versuche, die Schubladen und Glaubenssätze aufzulösen, in kleinen Schritten. Dabei gebe ich mir Mühe, immer schön nett zu mir selber zu bleiben und mich nicht zu verurteilen, denn natürlich gelingt mir das nicht immer, aber immer öfter.
Es war auf allen Ebenen ein richtig tolles Wochenende! Die Vorträge waren sehr gut und sehr informativ, die teilnehmenden Menschen waren einfach klasse und die Anwesenden der DGTI waren ebenfalls sehr herzlich. Außerdem staune ich immer wieder über das geballte Fachwissen und die lange Erfahrung – es ist einfach beeindruckend. Aber es war eben auch sehr anstrengend. So viele unterschiedliche Menschen und Informationen, das musste ich erstmal verarbeiten und einen Tag Pause machen. 😊
Hier noch ein paar Hard Facts:
Die DGTI e.V.
Die DGTI e.V. ist die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität und ein eingetragener Verein. Entstanden ist sie aus einer Selbsthilfegruppe und feiert bald schon ihr 25-jähriges Bestehen. Ihr Ziel ist es, die Akzeptanz von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen innerhalb der Gesellschaft auf allen Ebenen zu fördern.
Übrigens: die DGTI e.V. stellt auch den Ergänzungsausweis aus. Der Ausweis ist scheckkartengroß und einem Personalausweis ähnlich. Er wird auf den Wunschnamen und Wunschgeschlecht ausgestellt und ist durch die Ausweisnummer dem Personalausweis zugeordnet. Wie der Name schon sagt, ist es Ergänzungsausweis, d.h. er ist nur in Verbindung mit dem Personalausweis gültig. Der Ergänzungsausweis kann helfen, Fremdouting zu verhindern und wird von vielen Stellen anerkannt. So können häufig z. B. Bankkarten, Semestertickets, usw. bereits vor der offiziellen Namensänderung auf den Wunschnamen ausgestellt werden.
Die Ausbildung zur trans*-Beratenden
Die DGTI hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Netzwerk mit kostenloser Peer-to-Peer-Beratung aufzubauen. Die Ausbildung/Fortbildung zur trans*beratenden Person bietet die DGTI e.V. selbst an. Durch Fördergelder ist diese Ausbildung relativ kostengünstig und trotzdem qualitativ sehr hochwertig.
In fünf zweitägigen Modulen lernen die Teilnehmenden von gendergerechter Sprache über Gesprächsführung bis zu den gesetzlichen Grundlagen alles, was sie für die Beratung benötigen. Die Module finden teils online, teils in Präsens statt. Die Präsens-Lehrgänge finden auf der Ebernburg in Bad Kreuznach statt.
Stellt sich zum Schluss die Frage:
Warum mache ich das eigentlich?
Das werde ich bald in einem weiteren Blogartikel beantworten.
Du willst nichts verpassen? Dann abonniere meinen Newsletter!